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Goritschach
ZUR FAMILIE:
Der Familienname Logar, der Geburtsname meiner Mutter, kann damit von Vellach/Bela (bei Gallizien/Galicija) über Proboj/Proboj und Goritschach/Goriče (beide Orte gehören heute zur Gemeinde Sittersdorf/Žitara vas) bis nach Ebriach/Obirsko (bei Eisenkappel/Železna Kapla) zurückverfolgt werden. Mein Urgroßvater Peter Logar (*10.4.1839) erblickte in Goritschach/Goriče, als fünftes von sieben Kindern das Licht der Welt. Dessen Vater, mein 2-facher Urgroßvater Jakob Logar war aus Ebriach/Obirsko gebürtig und ehelichte 1829 in Goritschach/Goriče Maria Peterlin vulgo Tschepik. Wie üblich, ist der Vulgo- und Familienname Tschepik in den Matriken ebenfalls in verschiedenen Schreibweisen zu finden: Zhepik, Zheppik, Zhepko, und auch die slowenische Variante Čepik ist zeitweise vertreten.
Wer war Maria Peterlin?

Die besonderen Umstände rund um die Familie Jakob Logar (oder Lager) und Maria Peterlin (oder Tschepik) veranlassen mich, diesen Fall, exemplarisch für alle anderen Nachforschungen, näher zu beschreiben.

Meine Mutter benötigte für ihre Eheschließung mit meinem Vater eine beglaubigte Trauungs-Urkunde ihrer Eltern des Pfarramtes Möchling/Mohliče. In diesem Dokument sind die Namen aller meiner vier Urgroßeltern mütterlicherseits angeführt. Dadurch wusste ich praktisch bereits seit Anbeginn meiner genealogischen Nachforschungen, dass mein Urgroßvater Peter Logar in Proboj/Proboj gelebt hatte. Zweifelsfrei ein Glücksfall, mit dem ich auch einige Jahre zufrieden sein konnte.
Am Anfang des Jahres 2001 wollte ich dann mehr über diesen Peter Logar wissen. Sein Sohn, mein Großvater Josef Logar, kam in Proboj/Proboj zur Welt. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass Proboj/Proboj der Pfarre St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni zugehörig sei. Die Matriken von St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni lagerten damals noch nicht im Archiv, befanden sich vermutlich also noch in der zuständigen Pfarre, im speziellen Fall in St. Primus/Šentprimož im Jauntal. Ich nahm Kontakt mit dem Pfarrer auf, der mir bestätigte, dass die gesuchten Matriken vorhanden wären. Drei, vier Wochen später wollte ich einen Besuchstermin in der Pfarre St. Primus/Šentprimož vereinbaren, um Einblick in die Bücher zu nehmen. Der Pfarrer musste mir allerdings mitteilen, dass die alten Matriken inzwischen von den Mitarbeitern des Archivs abgeholt worden waren. Darüber war ich aber nicht unglücklich. So interessant und erlebnisreich ein Besuch in einer Pfarre sein kann, ich ziehe einem solchen die ruhige Arbeitsatmosphäre im Archiv der Diözese Gurk (ADG) vor, das außerdem die Möglichkeit bietet, viele hilfreiche, parallele Quellen zu verwenden.

Ich begann im Archiv der Diözese Gurk die Kirchenbücher von St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni nach Spuren von Peter Logar zu durchsuchen. Im "Sterbregister" wurde ich gleich doppelt fündig: Dem entsprechenden Eintrag zum Tod meines Urgroßvaters ist einem Hinweis auf seine Eheschließung in der Nachbarpfarre Sittersdorf/Žitara vas beigefügt. Proboj/Proboj ist eines jener Dörfer, dessen Häuser zwei Pfarrsprengeln zugehörig sind, St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni und Sittersdorf/Žitara vas ("Ortsregister von 1860"). Im "Taufprotokoll" von Sittersdorf/Žitara vas fand ich wenig später auch den Geburtseintrag meines Urgroßvaters Peter Logar, der in Goritschach/Goriče geboren wurde.
Als Eltern werden Jakob Logar aus Unterebriach/Obirsko, Pfarre Kappel/Železna Kapla, und dessen "Eheweib" Maria Tschepik aus Goritschach/Goriče genannt. Die Heiratseintragung meiner 2-fachen Urgroßeltern kann ich mit Sommerbeginn desselben Jahres im "Trauungs-Buch" der Pfarre Sittersdorf/Žitara vas finden. Dort steht: "2. März 1829; Goritschach 10; Bräutigam: Jakob Lager, 25 Jahre, ehelicher Sohn des Andreas Lager und der Hellena Schneweis aus Unterebriach; und Braut: Maria Peterlin, 24 Jahre, eheliche Tochter des Thomas Peterlin vlg. Tschepik und der Maria Oshmalz".
Da sich damals die Matriken von Eisenkappel/Železna Kapla noch in der örtlichen Pfarre befanden, konnte ich von meinem 2-fachen Urgroßvater kein bestätigtes Geburtsdatum eintragen.
        
Wohl aber sind die Unterlagen aus Sittersdorf/Žitara vas im Archiv vorhanden. Also suchte ich zunächst nach dem Geburtsdatum von Maria Tschepik (oder Peterlin). Sie heiratete 1829. In die Rubrik Alter wurden 24 Jahre eingetragen. Somit müsste sie ungefähr 1805 geboren worden sein. Eine passende Geburtseintragung ließ sich aber nicht finden. Dafür fand ich die Geburtseinträge der vier Geschwister von Maria. Ein erstes Gefühl von Ungewissheit tauchte auf. Warum wurde eigentlich beim Eintrag in das Traubuch ("Maria Peterlin, 24 Jahre, eheliche Tochter des Thomas Peterlin vlg. Tschepik und der Maria Oshmalz") der Name Peterlin verwendet? Dieser Name "Peterlin" wurde nur bei der Hochzeit meiner 2-fachen Urgroßeltern in die Matriken eingetragen. Er war sonst zu Beginn des 19. Jahrhunderts - in der Pfarre Sittersdorf/Žitara vas - auch in den anderen Büchern nicht mehr zu finden! Waren Thomas Tschepik und seine Frau Maria tatsächlich ihre leiblichen Eltern?

Zu Beginn des Jahres 2002 kontrollierte ich nochmals die entsprechenden Eintragungen im Trauungs-Buch und im zugehörigen "Repertorium". Alle bisherigen Daten stimmten.
Es folgen weitere Sitzungen im Archiv, diesmal um die Sterbebücher durchzusehen. 1802 starb eine im Jahre 1796 geborene Schwester, die ebenfalls den Namen Maria getragen hatte und die bereits mit 5 ½ Jahren "an Blattern" verstorben war. Auch die Eintragung des Sterbetages meiner 2-fachen Urgroßmutter Maria Logar, geb. Tschepik (oder Peterlin ?), war problemlos zu finden. Die übliche Altersangabe im Sterbebuch deutet aber wieder eher auf das Geburtsdatum ihrer "Schwester" mit dem gleichen Namen hin.
   Eheschließungs-Bewilligung
Von der unterzeichneten Grundherrschaft wird dem
Jakob Lager angehender Besitzer der Tscheppik
Hube zu Goritschach, nachdem er unter 13ten
Feber l. J. die Bezirksentlassung beigebracht die
grundherrliche Bewilligung ertheilt, sich mit der
großjährigen Maria Peterlin vlg. Tscheppik
in ehelichen Stand begeben zu dürfen, wenn dage=
gen kein gesetzliche Ehehinderniß obwaltet.
        Grundherschaft Pfarrkirche St. Michael
    im Markte Kappl den 25 t Feber 829.

                  Kl. Lesiak m.p.
                  Pfarrer u. G.hr.
Eheschließungs-Bewilligung
Eheschließungs-Bewilligung für Jakob LAGER, 25.2.1829
Im März 2002 wandte ich mich mit diesem Problem an den Archivmitarbeiter Dr. Peter Tropper. Gemeinsam versuchten wir dieses Problem zu lösen. Wir durchforsteten nochmals alle in Frage kommenden Matrikeln und kontrollierten die Daten. Alles stimmte. Zuzüglich nahmen wir Einblick in die "Seelenbeschreibung der Pfarre St. Helena zu Sittersdorf 1838-1841". Darin wird "Maria Logar, geb. Oshmalz", mit dem Geburtsdatum 19.11.1796 geführt. Offensichtlich wurde meine 2-fache Urgroßmutter auch in dieser "Seelenbeschreibung" (Volkszählung) mit einer schon als Kind (1802) verstorbenen Maria Tschepik verwechselt. Hinter dem Namen Oshmalz vermutete ich übrigens der Mädchenname ihrer Mutter.
Eine weitere, mögliche Quelle um das Problem zu lösen stellten die Eheakten der Pfarre dar. Es gibt zwei Dokumente, die mir Dr. Tropper freundlicherweise als Kopie zur Verfügung stellte. Beide Dokumente wurden vom Pfarrer in "Kappel" (Železna Kapla) ausgestellt, dem Pfarrer des Bräutigams Jakob Lager aus Unterebriach/Obirsko: Eine "Eheschließungs-Bewilligung" vom 25. Feber 1829 (siehe rechts oben) und einen so genannten "Auskündschein" vom 1. März 1829 (siehe links unten).
Interessant ist auf der Rückseite vom "Auskündschein" der Vermerk für die Eintragung im Trauungsbuch. Schon damals war scheinbar nicht vollkommen klar ob der Familienname meiner 2-fachen Urgroßmutter nun Tschepik, Peterlin oder doch Oshmalz lautet.
Auskündschein
Auskündschein für Jakob LAGER, 1.3.1829
              Auskündschein
Womit ämtlich bezeuget wird, daß die Brautleute: als Jakob
Lager ehel. Sohn des Andreas Lager Bauer in Untere=
briach und der Hellena dessen Eheweib eine  gebohrene Schne=
weiß, gebohren und nach christkatolischem Gebrauche getauft
im Jahre 1804 derzeit Mayerknecht beim Erjavitschnigg
und angehender  Besitzer der Tschepik Hube zu Goritschachi -
und Maria Peterlin vulgo Tschepik dessen Braut gesetzmäßig
dreymahl verlautbaret u. gegen ihre Ehe kein Hinder=
niß entdekt worden ist; auch ist der Bräutigam in der
Religion geprüft u.  als hinlänglich unterrichtet befunden,
welcher sich auch zum Empfang des h. Ehe=Sakraments
durch die h. h. Sakramente der Buße u. des Altars vorbe=
reitet hat.
Pfarre im Markte Kappel am 1ten März 1829

                  Kl. Lesiak m.p.
                        Pfarrer des Bräutigams

Rückseite
Jakob Tschepik vulgo
Logar getraut
mit Maria Tschepik vel (lat. oder)
Peterlin den 10ten März 829.
Folio: 58:        
Wer war nun meine 2-fache Urgroßmutter Maria Peterlin wirklich? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage kann ich nicht geben. Einzig und allein die Eintragung im Trauungsbuch weist Thomas Zhepik (od. Tschepik) und seine Frau Maria Hansho, vlg. Oshmalz  als ihre "ehelichen Eltern" aus. Eine passende Eintragung für ihre Geburt im Jahre 1805 ist im Taufprotokoll der Pfarre nicht zu finden, und das wiederum lässt daran zweifeln, dass die im Trauungsbuch angegebenen Eltern tatsächlich ihre leiblichen Eltern waren. Mehrfach, auch bei ihrem Tod, wurde Maria Peterlin mit der 1802 verstorbenen Maria Tschepik verwechselt. Ich kann nur vermuten, dass Maria Peterlin in die Familie aufgenommen oder als Kind angenommen, adoptiert wurde. Dafür fehlt mir aber jeglicher Beweis.

Mehr als zehn Jahre später (Ende 2013/Anfang 2014) will ich das Rätsel um Maria Peterlin endlich lösen und wissen wer sie wirklich war.

Folgen Sie mir in das "Namenskarussell" am Beginn des 19. Jahrhunderts. Einer Zeit, in der bei den Eintragungen in die Matriken kein Unterschied zwischen Familienname und Vulogname gemacht wurde. Um die Übersicht zu behalten, dürfte dabei die Ahnentafel von Maria Zhepko hilfreich sein.

"Mina Tscheppik, 19. 9ber 796", wurde im Seelenstandsregister der Pfarre Sittersdorf/Žitara vas von 1841 als "Weib" von "Jakob Logar, Hauswirth, in Goritschach/Goriče 10, Tscheppik Bauer", erfasst. Dieses Datum stimmt mit dem Geburts- und Taufeintrag von Maria Zhepko am 19. November 1796 im Geburtsbuch Tom. III überein. Sie wurde als Tochter von "Thomas Zhepko" und "Maria Oshmolz", dessen "Eheweib", in "Goritshach 10" geboren und im Geburtsbuch eingetragen. Auch ihre drei Geschwister, Agnes, Valentin und Pancratius, wurden mit dem Namen Zhepko bzw. Zhepik niedergeschrieben.Die Mutter von Thomas Zhepik oder "Zhepko" war die aus der Pfarre Rechberg/Rebrca stammende Maria Tutl. Sie war in dritter Ehe mit Urban Peterlin verheiratet, der in Ebriach/Obirsko gebürtig war. Demzufolge hieß Thomas Zhepik eigentlich Thomas Peterlin und somit die eheliche Tochter mit Maria Oshmalz nicht Maria Zhepko, sondern richtigerweise Maria Peterlin.
Übrigens, Maria Oshmalz, im Eberndorfer Geburtsbuch als Maria Hansho eingetragen, gebürtig in Köcking, war die eheliche Tochter meiner 4-fachen Urgroßeltern Josef Mairizh, geboren als vlg. Hansho in Köcking/Kokje, und Maria Shabey aus Gablern/Lovanke, und wuchs in Obersammelsdorf/Žamanje in der Pfarre St. Kanzian/Škocijan v Podjuni auf. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Thomas Zhepik schon vor seiner Ehe mit Maria Hansho, in einer außerehelichen Beziehung mit Maria Lippey aus Dullach/Dule, Vater eine Sohnes mit dem Namen Franz wurde.
Maria Tutl war vor ihrer Ehe mit Urban Peterlin bereits zweimal verheiratet. Zuerst - um etwa 1754 - mit dem aus Goritschach/Goriče stammenden Gregor Zöppik. Er ist vermutlich schon vor 1759 gestorben. Nach ihm wurden aber praktisch alle am Hof lebende Nachkommen mit seinem Vulgonamen bedacht. Auch die Kinder der beiden folgenden Ehen, zunächst  - rd. 1759 - mit dem ebenfalls aus Goritschach/Goriče stammenden Blasius Lauren, und zuletzt - bereits 1762 - mit meinem, schon erwähnten, 4-fachen Urgroßvater Urban Peterlin, werden alle als Zeppigg, Zhepigg, Zhepik, Zhepko, Tschepik, Tscheppik oder Čepik eingetragen. Ein halbes Jahr nach dem Tod von Maria Tutl, im Jänner 1784, hat Urban Peterlin mit rd. 59 Jahren ebenfalls noch einmal geheiratet. Am 30. Juni 1784 ehelicht er die aus Glantschach/Klanče stammende Margaretha Schnider.

Bleibt nur noch eine Frage: Wer war "Maria des Thomas Tschepik eheliche Tochter", die am 24. März 1802 mit fünfeinhalb Jahren gestorben ist?
Letzte Aktualisierung: 5.1.2022
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